Critical Mass Oldenburg – Eine Bewegung auf zwei Reifen

Carsten Hinrichs
- Dies ist ein Gemeinschaftsbeitrag der Fahrradmagazin Redaktion.

Critical Mass, was ist das eigentlich? Genau genommen ist es ein Zusammenschluss von Menschen, die sich für etwas ganz Bestimmtes einsetzen: Die Gleichberechtigung von Fahrradfahrern und Autos im Straßenverkehr.

Es geht dabei nicht um das Verdrängen der PKW, sondern um die Sensibilisierung der Kraftfahrer für andere Verkehrsteilnehmer. Fahrradfahrer haben es oft schwer, gerade in Städten sind die Fahrradwege nicht selten blockiert und man muss mal eben auf die Straße ausweichen. Autofahrer rechnen nicht damit und es kann zu gefährlichen Situationen kommen. Auch bei Abbiegevorgängen befinden sich Fahrradfahrer oft in einem derartigen Winkel zum Auto, dass diese einfach übersehen werden können; gerade bei PKW und LKW ohne Möglichkeit der Rücksicht durch hintere Scheiben. Würde ein Fahrradfahrer nun auf der Straße fahren, wäre dies sofort zu erkennen. Aber auch hier gibt es gewisse Regeln. Ein Fahrradfahrer, der auf der Straße fährt, muss dem PKW-Verkehr anzeigen, was er als nächsten machen möchte. Ein Handzeichen zum Abbiegen und direkter Augenkontakt sind dabei nur zwei Möglichkeiten gefährliche Situationen zu vermeiden.

Was aber macht Critical Mass

Fahrradfahrer treffen sich spontan und ohne Vorplanung an einem zentralen Platz der Stadt und fahren mit möglichst mehr als 16 Personen mit dem Rädern los. Durch das Gesetz §27 der STVO dürfen sie sich dann auch auf die Straßen begeben und gar zu zweit nebeneinander fahren. Sie bilden mit der Anzahl an Personen einen Verband und dürfen alle Rechte eines Verbands nutzen. Da nicht selten hunderte bis tausende von Fahrradfahrern der spontanen Aufrufe der Organisatoren folgen, kann es durchaus zu Verkehrsbeeinträchtigungen der Autofahrer kommen. Es ist keine offizielle Demonstration, es soll ein Sensibilisieren sein. Die Gruppe der Radfahrer wird wahrgenommen, allein weil es anhand der Masse gar nicht anders möglich ist, es wird darüber gesprochen und sie tauchen auch in den Medien auf.

Critical Mass gibt es weltweit

Aufkleber Critical MassCritical Mass gibt es nicht nur in Oldenburg, es ist eine Bewegung in ganz Deutschland und auf der ganzen Welt. Von Berlin, Hamburg, Osnabrück bis nach New York findet man diese Gruppierungen, die alle für mehr Rechte von Radfahrern unterwegs sind. Erstmals fand ein Critical Mass Event im Jahr 1992 in San Francisco statt. Es ist also alles andere als eine Modeerscheinung. Die Events finden meist zeitgleich in verschiedenen Städten statt. Gar nicht so einfach dies immer so spontan zu organisieren, so hat sich weitestgehend der letzte Freitag eines Monats etabliert, dies kann aber durchaus zu besonderen Anlässen abweichen.

Als Autofahrer kann man dabei schon einmal ins Warten kommen. Mal eben für hunderte Radfahrer und mehr auszuharren, kann die eine oder andere Rotphase bedeuten, hier ist Geduld gefragt. Natürlich gibt es auch kritische Stimmen gegenüber der Bewegung. Provokation und Behinderung des fließenden Straßenverkehrs werden hier vorgeworfen. Die Initiatoren vom Critical Mass weisen diese Vorwürfe jedoch klar zurück.

Ich habe dem ADFC ein schriftliches Interview geschickt und habe dabei folgende drei Fragen an Frau  Stephanie Krone formuliert.

  1. Sieht der ADFC in den Ausfahrten der Bewegung Gefahren?
  2. Unterstützt der ADFC die Idee hinter der Bewegung?
  3. Was würden Sie den Anhängern und Initiatoren von «Critical Mass» empfehlen oder mit auf den Weg geben?

 

Die ungekürzten Antworten auf die Fragen lauten wie folgt:

Der ADFC hat zum Ziel, das Radfahren für alle Menschen attraktiv zu machen – auch für solche, die sich bisher nur im Auto komfortabel und sicher fühlen. Denn Radfahren ist gesund, schont die Umwelt und ist ein wichtiger Beitrag zur Steigerung der Lebensqualität in den Städten. Dringend notwendig ist für uns eine Verkehrswende und kräftige Investitionen in den Bau von Radspuren, denn die Verkehrsinfrastruktur in den Städten ist zu stark auf den motorisierten Verkehr ausgerichtet und wird den Wünschen der Menschen zu wenig gerecht.

Um unsere Ziele zu erreichen, setzen wir auf einen konstruktiven Dialog – mit der Politik auf allen Ebenen und mit der Öffentlichkeit. Dabei ist ein rücksichtsvolles Miteinander von Fußgängern, Radfahrern und Kraftfahrern ein wichtiges Teilziel.

Die zentrale Botschaft der Critical Mass-Bewegung ist: Das Fahrrad gehört genauso zum Straßenverkehr wie das Auto. Das ist auch unsere Auffassung, insofern unterstützen wir das Ziel. In der Durchführung sind Critical-Mass-Veranstaltungen sehr unterschiedlich – manche bringen Autofahrer und die Polizei massiv gegen Radfahrer auf. Das finden wir problematisch, denn wir setzen auf den Dialog. Andere Veranstaltungen verlaufen entspannt und friedlich – dann ist dagegen nichts einzuwenden.

Unsere Empfehlung für alle, die den Radverkehr fördern wollen: ein Engagement im ADFC. Denn wir treten als größte Interessensvertretung der Alltagsradler mit über 145.000 Mitgliedern in 450 Kreisverbänden und Ortsgruppen politisch für das Fahrrad ein – mit klar identifizierbaren Ansprechpartnern und klaren Zielen.

An diesem Punkt einen Dank für die Stellungnahme an Frau Stephanie Krone, Pressesprecherin vom ADFC.

Wer diese Bewegung unterstützen möchte, der kann sich eines der T-Shirts kaufen. Es gibt neben den diesen auch Pullover, Tassen, Taschen, Mützen und Hoodies. Das Ganze könnt ihr z.B. bei Spreadshirt bestellen; wer das nicht mag, kauft sich das T-Shirt über Amazon oder direkt auf einer der Critical Mass Veranstaltungen.

Die nächste Stadt in meiner Region ist Oldenburg, hier findet Critical Mass Oldenburg statt. Mehr dazu findet ihr auf deren Internetseite. Das nächste Event ist heute am 29.08.2014 um 18:30 am Hauptbahnhof.

Mehr zu Critical Mass Oldenburg findet ihr hier:

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